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Mit Goethe und Aristoteles   
zurück zur Vernunft

 

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J. W. v. Goethe
Aristoteles

 
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  Ergänzungen 2012
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"Alles Gescheite ist schon gedacht worden,
man muss versuchen, es noch einmal zu denken."
Johann Wolfgang von Goethe
in "Maximen und Reflexionen"
   Es ist schon seltsam, wenn man sich am Ende seiner beruflichen Laufbahn, nach Überschreitung des Lebenszenits, gezwungen sieht, in seinem Denken nochmals von vorn anzufangen. Die intellektuelle Odyssee von einem alten zu einem neuen Denken, die mein Leben weithin beeinflußte, erfolgte in drei Etappen, die mit den Stichworten Zweifel, Ahnung und Gewißheit umrissen werden können. Am Anfang stand der Zweifel. Bei einer Bewertung von Ergebnissen von Forschungen, die ich als gelernter Physiker an einem mikrobiologischen Institut in Jena durchführte, stellten sich massive Zweifel ein an dem Wirklichkeitsbezug der modernen Naturwissenschaft und an dem von dieser Wissenschaft versprochenen unablässigen Fortschritt. Eingedenk einer 1990 in einem Interview geäußerten Ansicht des Schweizer  Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt, dass die Welt nicht durch Politik und Kunst, sondern durch Naturwissenschaft verändert wird, schlich sich bei mir der Verdacht ein, dass zwischen der Wirklichkeitsfremdheit der modernen Wissenschaft und den unübersehbaren existentiellen Bedrohungen, denen die Menschheit heute gegenübersteht, ein innerer Zusammenhang besteht.

    Der Umbruch in meinem Denken erfolgte zu einer Zeit, als auf politischem Gebiet ein Umbruch in historischem Ausmaß erfolgte. Etwas bis dahin für unmöglich Gehaltenes war Realität geworden: der Staat DDR, in dem ich lebte, und mit ihm das politische Weltsystem, dem dieser Staat angehörte, waren in historisch kürzester Zeit zusammengebrochen - und zwar ohne Blutvergießen. Warum, so sagte ich mir, sollte nicht auch auf einem anderen Gebiet etwas vergleichbar Unwahrscheinliches möglich sein: eine wissenschaftliche Wende, die dann eine Zeitenwende in der eigentlichen Bedeutung des Wortes zur Folge haben würde: die Wende eines ganzen Zeitalters. Natürlich hatte ich als Objekt dieser Wende das "wissenschaftliche" oder "moderne" Zeitalter im Sinn, in dem wir heute leben. Mit meinem Denken befand ich mich damals in einer absoluten Ausnahmesituation, ich hatte manchmal das Gefühl, keinen Boden mehr unter den Füßen zu haben.

    Daß   ich wieder Grund unter die Füße bekam, verdanke ich den wohl tiefgründigsten Denkern der abendländischen Geistesgeschichte, Goethe und Aristoteles. Beim Studium der Naturphilosophie dieser beiden Männer erhärtete sich mein Verdacht, dass mit der modernen Naturwisssenschaft etwas nicht stimmt und diese Wissenschaft für die Existenzkrise des modernen Menschen verantwortlich ist; der Verdacht wurde schließlich Gewißheit. Mir wurde bewußt, dass diese Wissenschaft in den dreihundert Jahren ihrer Forschungstätigkeit ein menschenverachtendes Menschenbild hervorgebracht hat: der Mensch als seelenloses, nur aus Materie bestehendes Ding. Es wurde mir klar, dass die moderne Naturwissenschaft ein Blendwerk ist und es eine ganz andere Wissenschaft von der Natur geben muss: eine Wissenschaft, die den Namen "Naturwissenschaft" zu Recht trägt, eine Wissenschaft, die dem Menschen seine Seele wieder zuerkennt, die ihn lehrt, im Einklang mit der Natur zu leben, und ihn davon zu überzeugen vermag, dass er seinen bereits begonnenen globalen Krieg gegen die Natur beenden muss, da er diesen Krieg gegen sich selbst führt und damit im höchsten Grade unvernünftig handelt. Ein dritter Weltweise, der altchinesische Philosoph Konfuzius, verhalf mir zu einer weiteren Einsicht: der Übergang von der "modernen" zu einer "ganzheitlichen" Naturwissenschaft ist erst möglich, wenn es gelingt, "die Worte in Ordnung zu bringen", denn wenn die Worte nicht in Ordnung sind, "dann sind auch die Taten nicht in Ordnung."

                                                                                            Stefan Bleecken, im Juli 2007
 
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STEFAN BLEECKEN, VITA

1926
geboren 1926 in Altenburg (Thür.);
1949 – 55
Mathematik- und Physikstudium an der Universität Jena;
1956 – 91
Mitarbeiter des Jenaer Zentralinstituts für Mikrobiologie und experimentelle Therapie der Akademie der Wissenschaften der DDR;
1967
Promotion Dr. rer. nat.;
 
St. B. arbeitete 20 Jahre an einem mathematischen Modell der lebenden Bakterienzelle und veröffentlichte darüber u. a. in der internationalen Zeitschrift Journal of Theoretical Biology und eine zusammenfassende Arbeit „Welches sind die existentiellen Grundlagen lebender Systeme? - Ein neues Paradigma“ in den Naturwissenschaften Nr. 6/1990;
1991
„Abwicklung“ des Jenaer Instituts; Abbruch der Forschungsarbeiten über die lebende Zelle;
ab 1991
Selbststudium der Naturphilosophien von Aristoteles und Goethe;
1993
Vortrag: „Die Illusion von der Einheit der Wissenschaften. Vom Weltbild Einsteins zum Weltbild des Aristoteles“; Mainzer Universitätsgespräche (studium generale, Wintersemester 1993/94) zum Thema „Einheit der Wissenschaften?“
 
Zusammenfassung des Vortrags:
Die moderne Naturwissenschaft betrachtet die Welt als Einheit, deren Wesen in der Materialität besteht. Alle Naturerscheinungen einschließlich der Lebensvorgänge sollen danach aus den für die Materie geltenden Prinzipien ableitbar sein. Diesem materialistischen Weltbild steht seit altersher das ganzheitliche Weltbild des Aristoteles entgegen, das den Lebewesen eigene, das Körperlich-Materielle übersteigende und als „Seele“ bezeichnete Prinzipien zuerkennt: Pflanzen haben eine Vitalseele (Entelechie), bei Tieren kommt eine sensitive Seele und beim Menschen dann noch eine Geistseele hinzu.
Auf Grund des heutigen Kenntnisstandes ist die Wissenschaft in der Lage, die drei Seelenteile des Aristoteles mit drei informationserzeugenden Prozessen (Evolution, niedere bzw. höhere Gehirntätigkeit) in Beziehung zu setzen, wobei sich jeder dieser Prozesse zur Speicherung von Information (genetischer, neuronaler bzw. begrifflicher) spezifischer Träger bedient (DNA-Makromoleküle, Nervenzellen bzw. Sprache/Schrift). Die reale Welt ist insgesamt aus vier Schichten (Materielles, Organisch-Vegetatives, Sensitives, Geistiges) mit eigenen Prinzipien aufgebaut und den vier Schichten entsprechen vier, nicht aufeinander reduzierbare Grundwissenschaften (Physik, Biologie, Psychologie, Geisteswissenschaften). Die These von der Einheit der Wissenschaften, die sich aus der Einheit der Welt ergibt, ist eine Illusion.
1996
Veröffentlichung des Essays
„Babylon in der modernen Naturwissenschaft - Nochmals:
Goethe kontra Newton“
in TABULA RASA, Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken, Nr. 11/1996, www.tabvlarasa.de
1997
Vortrag: „Der Bruch zwischen den Naturbegriffen Goethes und der Moderne“;
Mainzer Universitätsgespräche (Sommersemester 1997) zum Thema „NATUR - was heißt das?“
 
Zusammenfassung des Vortrags:
Der Naturbegriff Goethes wird dem Naturbegriff unseres durch die moderne Naturwissenschaft hervorgerufenen Zeitalters der Moderne gegenübergestellt. Ausgehend von Goethes Kritik an den geistigen Grundlagen der modernen Naturwissenschaft wird der Frage nachgegangen, was Goethe unter ‚Natur‘ und ‚Naturwissenschaft‘ verstanden hat. Dabei kommen Goethes Urphänomene, sowie der Streit Goethe - Newtonianer in der Farbenlehre und Goethes Stellung zum Phänomen „Wahrheit und Irrtum“ zur Sprache. Es wird die These aufgestellt, dass die ‚moderne Naturwissenschaft‘ keine Naturwissenschaft im eigentlichen Sinne ist, sondern eine Materiewissenschaft und damit Teil einer ganzheitlichen Naturwissenschaft, wie sie von Goethe in seinen naturwissenschaftlichen Schriften und seiner Farbenlehre vorgedacht wurde.
1998
Konzeption für eine Ausstellung über Goethes Farbenlehre im Kulturstadtjahr „Weimar '99“.
Vergebliche Suche nach einem Partner zur Umsetzung der Konzeption;
1999
Essay: „Der Teufel und die Welt – Und Goethe, des Teufels Gegenspieler. Ein inoffizieller Beitrag zum Kulturstadtjahr Weimar '99 und zur Jahrtausendwende 1999/2000".
Verteiler:150 Persönlichkeiten des politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Lebens;
2001
Eigene Gestaltung einer Ausstellung über Goethes Farbenlehre. Bisherige Ausstellungsorte:
Weimar (2001, 2005), Jena, Erfurt, Bad Berka (2002), Bad Sulza (2004).
2002
Essay: „Was ist Seele? - Die dreimalige Antwort abendländischen Denkens“.
In TABULA RASA, Nr. 18/2002. www.tabvlarasa.de
2006
Essay: „Der Bruch zwischen den Naturbegriffen Goethes und der Moderne“.
In TABULA RASA, Nr. 26/2006. www.tabvlarasa.de
2007
Beginn der Arbeit an der Website www.stefan-bleecken.de:
"Mit Goethe und Aristoteles zurück zur Vernunft" .
2008
Nach längerer, schwerer Krankheit ist Dr. Stefan Bleecken am 9. Juni 2008 verstorben, ohne die  Zusammenfassung und Veröffentlichung seiner wissenschaftlichen Arbeiten abschließen zu können.
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